Wie ein Pferd aus Bayern in die Uckermark kam
Manche Tiere haben eine beeindruckende Ausstrahlung. Schon als wir das erste Foto von Wallach Lino sahen, war uns klar: wow, was für ein Charakter! Er strahlte Ruhe und Kraft aus, Tiefe und einen starken Willen – was wahrscheinlich auch nicht ganz unkompliziert ist, so dachten wir uns jedenfalls beim Betrachten des Bildes.
Heike hatte uns das Foto geschickt, als sie festgestellt hatte, dass Lino’s Hufe zu groß für unser Hufabdruckset waren (und das Hufabdruckset ist schon größer und tiefer als unsere “normalen” Abdrucksets) – und man sah schon auf dem Bild, was für ein großes Pferd er war. Eine Lösung musste her. Also haben wir ihr eins unserer “Familien-Abdrucksets” geschickt, das wir eigentlich für Familien von Sternenkindern verwenden, um die Abdrücke der ganzen Familie festzuhalten. Damit hatte sie zwar nur einen Versuch für den perfekten Abdruck, aber der klappte prima.
Aus diesem Abdruck haben wir einen ganz zierlichen kleinen Goldanhänger angefertigt.
“Wenn ich bedenke, was Lino für ein mächtiger Kerl ist und jetzt habe ich so etwas Feines in der Hand … einfach wunderschön … “
schrieb uns Heike, nachdem sie ihr Schmuckstück von uns erhalten hatte. Und dann hat sie sich tatsächlich die Zeit genommen, uns die Geschichte von ihrem Lino zu erzählen. Ihr wisst, wir lieben es zu erfahren, welche Erlebnisse und Emotionen Ihr in Euren Schmuckstücken festhaltet, denn das ist ja das Besondere an unserem Schmuck: jedes Schmuckstück erzählt seine ganz eigene Geschichte.
Hier ist für Euch Heike’s Geschichte von ihrem Lino
Bild: Nadine Fabisch
Ich liebe Ordnung, Verlässlichkeit, geregelte Abläufe, die Einhaltung von Absprachen und solche Sachen. Ich recherchiere, analysiere und wäge ab, bevor ich Entscheidungen treffe. Ich mag es nicht, die Kontrolle zu verlieren. Und ich hatte in meinem ganzen Leben nie etwas mit Pferden zu tun.
Dann kam Lino. Da war ich Mitte 50.
Mein Wunsch nach einem eigenen Pferd entwickelte sich in den 10 Jahren davor.
Irgendwann fing ich an, über Pferderassen zu recherchieren, denn es sollte ja das richtige Pferd sein. Zwischenzeitlich standen 5 Rassen auf meinem Zettel. Nach meiner gründlichen Analyse blieb die Rasse der Noriker übrig.
Dann suchte ich nach einer Gelegenheit, mir diese Pferde anzusehen und stellte fest, dass ich dafür nach Bayern oder Österreich fahren musste. Ich wollte nicht gleich zum Züchter, sondern erst einmal ungezwungen Kontakt aufnehmen. So landete ich nach einigem Suchen auf der Tigerhill-Ranch, einem Ferienreithof im Bayrischen Wald, bei Gunther Schopf.
Dort durfte ich eine ganze Woche lang auf den Tigerschecken sitzen und geführte Ritte durch den Bayrischen Wald machen. Es war bezaubernd.
Ich glaube, beim zweiten Urlaub dort auf dem Hof, habe ich mich dann für einen Noriker entschieden und habe Gunther gebeten, mir ein passendes Pferd zu suchen.
So kam Lino in mein Leben.
Damals stand noch ein zweites Pferd zur Wahl. Ich kann mich erinnern, dass ich sehr unentschlossen in meiner Entscheidungsfindung war. Schlussendlich hat mein Mann die Entscheidung getroffen und ich habe noch eine Weile mit der Entscheidung gehadert.
Das Lino die richtige Wahl war, hat er mir dann bei den Festumzügen der „Landshuter Hochzeit“ bewiesen. Dafür bin ich extra nochmal die mehr als 800 km aus der Uckermark nach Bayern gefahren und habe mir so einen Umzug angesehen. Da war dann die Liebe auf den zweiten Blick.
Ich machte meine Anzahlung bei Gunther, für heim und wartete dann auf den Tag seiner Ankunft bei mir zu Hause.
Als er dann da war, war alles erst einmal nicht mehr so traumhaft für mich. Blaue Flecke, Tritte auf den Fuß, angelegt Ohren usw. Der Lino ist ein ca. 900kg schweres Pferd und kann zuweilen, recht stur sein. Das liegt in seiner bayrischen Prägung :-).
Am Anfang habe ich ihn nicht verstanden und vieles falsch gemacht, aber ich wollte auch nicht aufgeben. Mit Hilfe vieler guter Pferdefrauen und meinem Willen, alles richtig für Lino zu machen, sind wir sozusagen zusammengewachsen. Ich mag Kontrollverlust immer noch nicht, obwohl das nun des Öfteren vorkommt.
Seine Sturheit hat mich oft verzweifeln lassen und dann doch auf meinen richtigen Weg gebracht.
Ich habe ganz viel in der Arbeit mit ihm gelernt. Vor allem in Bezug auf mich selbst und meinen Umgang mit Menschen und Tieren. Und nach fast 5 Jahren sind wir endlich ein ganz gutes Team.
Ich weiß nicht viel aus seinem Vorleben. Ich habe ihn gekauft, da war er schon 13 Jahre. Als ich Lino dann zu Hause hatte, wusste ich erst einmal nicht, was ich mit ihm tun sollte. Ich habe viel ausprobiert, doch nichts war von Dauer und von Erfolg gekrönt. Da habe ich wohl eindeutig zu viel „den Kopf an“ gehabt.
Also habe ich das mit dem Reiten verworfen und bin mit Lino in einen Fahrstall gezogen. Das war die richtige Entscheidung. Lino ist unser „Fahrlehrer“ im Stall. Er nimmt den jungen Pferden die Angst vor der Kutsche und bringt ihnen sozusagen das Fahren bei. Die Pferde, die mit seiner Hilfe ausgebildet werden, sind dann erfolgreich auf den Leistungsprüfungen, Körungen und/oder Staatsprämien.
Er ist ein gelassener Wallach, der mit sich und der Welt im Reinen ist. Er ist den Menschen zugewandt, aber auch nur soweit wie er das für sich will. Er zeigt deutlich, wenn ihm was nicht passt. Dann steht er auch schon mal wie fest verankert mit seinen vier Hufen im Sand der Uckermark. Aber in der gemeinsamen Arbeit ist er bereits alles zu tun, was ihm möglich ist.
Ich bin ihm unendlich dankbar für seine Geduld mit mir und sein Vertrauen.
Ich genieße die Zeit mit ihm, obwohl er mir nicht viel davon gewährt. Das ist seine Natur und das respektiere ich.
Ganz am Anfang unserer Partnerschaft wollte ich mir eine Strähne aus seinem Schweif schneiden. Daraus wollte ich einen Talisman für mich anfertigen lassen. Damals hat er mir deutlich zu verstehen gegeben, dass er von der Idee nichts hält. Als ich Eure Seite im Netz fand, war ich hoch erfreut.
Nun trage ich seinen Hufabdruck immer bei mir.
Zum Glück nicht als blauen Fleck.
Eine wirkliche Gänsehaut-Geschichte, wie wir finden. Sie zeigt uns, dass unsere Tiere uns viel lehren können, wenn wir uns darauf einlassen. Und dass es manchmal hilft, den Kopf “auszuschalten” und einfach auf sein Bauchgefühl zu hören.
Hier seht Ihr Heike’s Anhänger nochmal in Bewegung. Auf der Rückseite haben wir “Lino” in Heike’s eigener Handschrift eingraviert, das gibt dem Schmuckstück noch eine ganz persönliche Note.
Hinter Ihrem Schmuckstück steckt auch eine außergewöhnliche Geschichte?
Erzählen Sie sie uns – wir freuen uns drauf!
Herzlichst,
Eure Katja