Gedanken über Glück, Zufriedenheit und Zwischenmenschlichkeit
Dies ist der erste Post hier auf unserem Blog in diesem Jahr – und es ist schon Ostern! Ungewöhnlich für mich, so lange nicht von uns hören zu lassen, aber ich muss ganz offen gestehen: ich konnte nicht. Wir haben in den letzten Woche und Monaten teilweise das erfahren dürfen, was wohl die meisten unserer Kunden, die ein Erinnerungsschmuckstück bei uns bestellen, bereits erlebt haben. In dieser Zeit haben wir uns viel mit dem Leben und dem Tod beschäftigt. Wir haben uns Gedanken darüber gemacht, was von uns bleibt, wenn wir mal gehen, und wie wir dann gehen möchten? Solche Gedanken mag man sich eigentlich gar nicht machen, denn keiner von uns lässt freiwillig seine Liebsten zurück. Aber letztlich müssen wir uns alle daran gewöhnen, dass wir nur eine begrenzte Zeit hier sind. Und diese sollten wir nutzen. Die Frage ist nur: wofür?
Ich habe mal in im Rahmen eines Coachings eine Übung gemacht, da habe ich mir vorgestellt, ich sei 85 Jahre alt und blicke auf mein Leben zurück. In allen Farben sollten wir es uns ausmalen – und ich habe festgestellt, dass das Bedeutendste an dieser Vorstellung für mich die Ruhe und Zufriedenheit waren, die ich verspürte. Sonnenschein, Kinderlachen (meine Enkel oder Urenkel wahrscheinlich), irgendwo im Garten – und dazu innere Ausgeglichenheit und Frieden.
Um dorthin zu kommen, war (von meinem 85jährigen Selbst zurückblickend) ein langer Lauf im Hamsterrad nötig, und wenn ich mir anschaue, welcher Leistungsdruck heute schon auf den Kleinen lastet, dann glaube ich, ihnen wird es ebenso gehen. Das hat auch irgendwie seinen Sinn, denn wenn man sich etwas aufbauen möchte, auf das man später zufrieden zurückblicken kann, muss man ja erstmal Stein auf Stein setzen (sowohl wortwörtlich als auch im übertragenen Sinne). Dass man dafür die Jahre nutzt, in denen man jung ist und die Kraft dafür hat, ist ganz logisch.
Die Herausforderung dabei ist, so glaube ich, selbst wenn man noch jünger ist, die Perspektive nicht zu verlieren, denn keiner von uns hat unbegrenzt Energie, jeder muss mal auftanken. Dieses Auftanken muss nicht zwingend ein Strandurlaub sein. Man sollte es schaffen, auch während des langen Weges immer wieder Momente zu finden, in denen man innehalten kann. Genießen und Kraft tanken. Lächeln. Mal fünfe grade sein lassen und den Kindern beim Rummatschen zusehen, ohne gleich ans Aufwischen zu denken, sondern statt dessen die funkelnden Augen sehen, das glucksende Lachen hören und merken, wie einem warm ums Herz wird. Das sind Glücksmomente.
Solche Momente bringt einem niemand zurück. Und wenn ich dann 85 bin, will ich mich an solche Momente erinnern können – dafür muss ich sie aber bewusst erlebt haben. Nicht zuletzt weiß ich heute ja noch gar nicht, ob ich überhaupt 85 werde. Deshalb glaube ich, man sollte so leben, dass man jeden Tag sagen könnte: „wenn ich jetzt gehe, dann bereue ich nichts“. Zumindest nichts Wesentliches. Nie im Streit auseinander gehen, sich jeden Abend gute Nacht sagen, die Liebe, die man verspürt, denjenigen auch zeigen. Menschlich sein und Verständnis haben – andere so behandeln, wie man selbst gern behandelt werden möchte. Nicht immer leicht, das gebe ich zu: wenn der Kundenservice irgendwo unfreundlich ist oder jemand ohne Kindersitz im Auto auf dem Elternparkplatz steht, möchte ich manchmal gern schimpfen wie ein Rohrspatz oder gleich platzen. Da hat nur niemand etwas davon – und letztlich wird es auch nichts ändern, also kann ich mich auch wieder abregen. Das zu akzeptieren wiederum ist das Allerschwerste.
In der Schule habe ich mal gelernt: alle Menschen streben nach Glück (ich glaube, es war Kant). Ich denke, das stimmt so, auch wenn jeder Glück für sich anders definiert. Für manche ist es Macht, für andere ist es das Gefühl, helfen zu können. Für Eltern liegt das Glück im Wohlergehen ihrer Kinder und für andere liegt das Glück der Erde auf dem Rücken der Pferde – oder in den Augen ihrer Hunde. So kitschig das auch klingen mag, am Ende läuft alles auf Liebe hinaus, auf das Gefühl akzeptiert und gemocht zu werden, so wie man ist (das können Tiere übrigens ganz wunderbar und viel besser als die meisten von uns Menschen). Das ist der Schlüssel und das ist es auch, warum ein Lauf im Hamsterrad so wenig Sinn macht: weil unser Wert nicht dadurch definiert wird, was wir alles leisten, sondern dadurch, wer wir sind und wie wir uns verhalten. Am Ende unseres Lebens kommen, so habe ich es in den letzten Wochen sehr deutlich erleben dürfen, unsere wichtigsten Eigenschaften, die Essenz unserer Persönlichkeit, nochmal ganz stark durch. Die letzten Tage und Wochen unseres Lebens – zumindest wenn wir nicht völlig unerwartet aus dem Leben gehen – zeigen, wer wir sind. Und sie zeigen auch, wieviel Liebe wir gegeben haben, denn so viel Liebe erhält man dann auch zurück.
Wie wollen wir gehen? Idealerweise im Kreise von Menschen, die unsere Hand halten. Das gilt übrigens nicht nur für uns Menschen, sondern auch für Tiere. Wir gehen so, wie wir gelebt haben, und deshalb ist es so wichtig, gerade in der heutigen Zeit, in der alles so schnell gehen muss, in der man ständig genervt und gestresst ist, in der wir uns oft wahnsinnig unter Druck setzen, die Wärme und Zwischenmenschlichkeit nicht zu vergessen – denn am Ende tun wir das nicht für andere, sondern nur für uns selbst, und irgendwann kommt alles zu uns zurück. Das ist wohl die Quintessenz aus dem, was ich in den letzten Wochen erlebt habe, und das möchte ich gern an Euch weitergeben.
Ihr Lieben, es war die letzten Wochen sehr still hier bei uns – und auch auf unseren anderen Kanälen wie Facebook und Instagram. Es gibt Zeiten, da fehlen mir die Worte, und ich möchte dann auch nicht irgendwelche Dinge schreiben, nur um irgendetwas zu schreiben, oder so tun, als wäre alles in Ordnung. Gleichzeitig soll unser FOYA Blog nicht dauerhaft ein Ort für all meine privaten philosophischen Gedanken sein (abgesehen von dem, was ich Euch heute geschrieben habe – das war mir einfach mal ein Bedürfnis). Wir gehen in den nächsten Wochen natürlich weiter unserer Arbeit nach, irgendwann wird auch die Normalität wieder Einkehr halten und ich habe noch einige Themen, über die ich schreiben möchte – und einige Schmuckstücke, die ich Euch zeigen will.
Bis dahin, genießt Euer Leben, Ihr habt nur das eine! 😉
Eure Katja
Irina
Liebe Katja,
ganz lieben Dank, dass du deine philosophischen Gedanken geteilt hast.
Soooo wahre und warme Worte! Den Blick für die wesentlichen (manchmal kleinen) Dinge nicht zu verlieren, ist oft das Schwerste in unserem oft trubeligen Alltag.
Schön, wenn wir durch Beiträge wie deinen eine Erinnerung bekommen.
Liebe Grüße und viel Kraft.
Irina