Es ist schon einige Zeit her, dass ich wirklich aus tiefem Herzen das Bedürfnis hatte, etwas ganz Persönliches zu schreiben – meistens schreibe ich über unsere Schmuckstücke und das, was wir in unserer Werkstatt so tun. Dass uns unsere Arbeit aber auch mit ganz besonderen Menschen und Schicksalen in Verbindung bringt, die uns ganz persönlich tief berühren, darüber schreibe ich selten. Heute nun ist so ein Moment, den ich mit Euch teilen möchte, und dieser Beitrag entsteht gerade sehr spontan, aber ich erstmal will ich Euch die Geschichte von Anfang an erzählen:
Als wir vor einigen Wochen eine Bestellung für ein Fingerabdruck-Schmuckstück aus den USA erhielten, war es für uns erstmal eine “ganz normale” Bestellung: wir versandten das Abdruckset und erhielten einige Wochen später die Fingerabdrücke zurück, dazu sollte es eine Namensgravur in der eigenen Handschrift des Mädchens sein. Ich benachrichtigte den Vater des Mädchens, dass die Abdrücke angekommen seien, erhielt aber zunächst keine Antwort. Einige Zeit später schrieb er zurück, seine Tochter sei in der Zwischenzeit verstorben. Das hat uns ziemlich mitgenommen – denn auch wenn wir häufiger mit dem Anfertigen von Erinnerungsstücken zu tun haben, so geht uns doch jedes Einzelne immer nahe, und dieses Mal ganz besonders, ohne dass wir es hätten erklären können.
Nachdem wir das fertige Schmuckstück versandt hatten, war ich wieder im eMail-Kontakt mit dem Vater des Mädchens, der mir schrieb, dass seine Tochter viele Menschen auf der ganzen Welt berührt habe und sie vor allem viel Aufmerksamkeit erhalten habe, seit Taylor Swift sie angerufen hatte. Diese eMail erhielt ich heute Morgen und ich fand die Aussage so ungewöhnlich, dass ich das kleine Mädchen einmal gegoogelt habe. Was ich fand, hat mich tief bewegt:
Emily hatte vier Jahre lang das Non-Hodgkin-Lymphom, eine Art Lymphdrüsenkrebs. Sie unterzog sich mehreren Chemotherapien und einer Stammzellentransplantation und sie kämpfte, zusammen mit ihrer Familie, jahrelang tapfer gegen die Krankheit, mit Aufs und Abs, Hoffnung und Rückschlägen. Viele Menschen in ihrer Umgebung in Chicago nahmen Anteil auf eine wunderbare Weise: nicht nur durch Spendenaktionen, sondern vor allem durch Aufmerksamkeiten für Emily, die ihr wunderschöne Momente verschafften. Eine Straße in Chicago wurde zum Beispiel nach ihr benannt und in ihrer Lieblingsfarbe Lila, kombiniert mit Grün, der Farbe für Lymphdrüsenkrebs, geschmückt. Ein ganz besonderer Moment aber war ein Telefonanruf von ihrem großen Idol Taylor Swift, deren Musik Emily viel Kraft gegeben hatte. Im April dieses Jahres sagten die Ärzte ihren Eltern, dass sie für Emily nichts mehr tun könnten, sie verstarb am 18. Mai 2015.
Ich möchte nicht darüber nachdenken, wie es ihrer Familie und ihren Freunden damit gehen muss, aber ich finde es absolut bemerkenswert und großartig zu sehen, dass die Bewegung, die Emily so wunderbar unterstützt hat, nun in ein Programm bei der CureIt Foundation, umgewandelt wurde, das die Kinderkrebsforschung unterstützt – damit zukünftig mehr Kinder geheilt werden können und weniger Familien das durchmachen müssen, was Emily’s Familie widerfahren ist. So ist Emily’s Tod zwar unsagbar traurig, aber er hat viel bewegt und wird hoffentlich für viele andere einen Unterschied machen können. In meinen Augen ist das der Sinn des Lebens: dass etwas von einem übrigbleibt, wenn man weg ist, und dass es einen Unterschied gemacht hat, dass man da war. Ich habe größten Respekt für Emily’s Familie, die sich jetzt nicht ihrer Trauer hingibt, sondern sich einsetzt für andere, denen es ähnlich geht, damit Emily’s eigener Kampf nicht umsonst war.
Screenshot der Webseite für das Programm “Emily’s Demand For A Cure” bei der CureIt-Foundation
Wie Ihr wisst, sind wir als Eltern von zwei Kindern im Rahmen unserer Möglichkeiten engagiert für Dinge, die uns am Herzen liegen. Dazu zählt der Hamburger Verein Dunkelziffer e.V., der sich gegen sexuellen Missbrauch von Kindern einsetzt. Und dazu zählt ab heute auch das Programm “Emily’s Demand for a Cure” bei der CureIt Foundation, das in Gedenken an Emily die Kinderkrebsforschung unterstützt. Wenn Ihr mögt, nehmt Euch doch einen Moment, diese beiden Organisation einmal näher anzuschauen – es gibt verschiedene Möglichkeiten, sie zu unterstützen, natürlich kann man spenden, aber auch einfach Aufmerksamkeit für ihre Arbeit zu erwirken, indem man anderen davon erzählt, ist eine Möglichkeit zu helfen.
Wir fühlen uns geehrt und sind dankbar, dass wir durch unsere Arbeit eine Möglichkeit haben, Menschen wie Emily’s Eltern etwas Besonderes, etwas Bleibendes zu schaffen, das sie – neben vielen anderen persönlichen Dingen natürlich – an ihre Tochter erinnert. Auch hier in Deutschland haben wir oft mit Menschen zu tun, die ein Familienmitglied, ein Kind oder ein Tier verloren haben. Darüber sprechen wir nicht oft, weil es für uns einfach zu persönlich ist, aber es ist einer der Gründe, warum wir tun, was wir tun, und wir sind dankbar, dass wir mit FOYA die Möglichkeit dazu haben.
Alles Liebe,
Katja