Er lebt jetzt als Diamant weiter

Moderne Möglichkeiten des Abschieds

Wenn man einen geliebten Menschen oder ein geliebtes Tier verliert, ist es schwer zu akzeptieren, dass er oder sie auf einmal einfach weg ist. Verbrannt oder begraben. Eigentlich das scheinbar Normalste auf der Welt, dass sterbliche Überreste in die Erde gebracht werden, aber irgendwie auch unbegreiflich – und es klingt so herzlos. Seit einigen Jahren gibt es zum Glück Möglichkeiten, diesen Abschied gefühlt deutlich weniger final wirken zu lassen: mit Hilfe „alternativer“ Bestattungsmethoden, die zwar in Deutschland teilweise als Ordnungswidrigkeit gelten, aber deren Nutzen für die meisten wohl den „leichten Rechtsverstoß“ deutlich übersteigen dürfte.

Erinnerungsdiamanten aus Asche und Haaren

Drauf gebracht hat mich, schon vor einigen Jahren, eine Kundin von uns, die das Fell ihres geliebten Maine Coone Katers in einen Erinnerungsdiamanten umwandeln ließ. Erinnerungsdiamanten kann man also auch von noch lebenden Tieren oder Menschen machen lassen, man braucht davon nur ausreichend „Material“ wie z.B. Haare bzw. Fell. Für den Diamanten dieser Kundin haben wir einen Ring gefertigt, in dem die beiden Pfotenabdrücke ihres Katers eingearbeitet waren: als er noch ein Katzenjunges war, hatten wir das erste Mal Abdrücke von ihm erhalten, einige Zeit später erhielten wir die „Erwachsenenabdrücke“ von ihm, die wir zusammen in der Ringschiene kombinieren konnten.

Aber zurück zur Diamantbestattung: auch menschliche Asche kann man in einen Diamanten umwandeln lassen. Dabei wird in einem aufwändigen Prozess der Kohlenstoff aus der Asche extrahiert und unter hohem Druck mit einer Art „Kristallsamen“ (das ist jetzt meine Wortschöpfung, weil mir das richtige Wort nicht einfällt) angesetzt – und dann muss der Diamant wachsen. Je nach gewünschter Größe dauert das ein halbes bis dreiviertel Jahr, manchmal auch noch länger. Der so erhaltene Rohdiamant wird im Anschluss noch nach Wunsch geschliffen. Die Unternehmen, die so etwas anbieten, sitzen in der Schweiz, denn in Deutschland ist das nach meinem Wissen nicht erlaubt. Der oder die Verstorbene wird dann also offiziell in der Schweiz bestattet. Ich finde diese Idee wunderschön und bin sehr dankbar, dass ich rechtzeitig davon erfahren habe, bevor mein Vater letztes Jahr starb. Außer Diamanten kann man übrigens auch Rubine und Saphire in verschiedenen Farbnuancen aus Asche und Haaren anfertigen lassen.

Da so ein Edelstein alles andere als günstig ist, ist das natürlich nicht für jeden das Richtige. Es gibt aber auch noch weitere wirklich schöne Bestattungsarten. Ich kenne bei uns in der Nähe einen schönen „Ruheforst“, der auch wie eine Art Friedhof ist, aber als Wald angelegt (auch „Friedwald“ genannt) und ohne die Grabsteine. Die Asche wird in biologisch abbaubaren Urnen unter Bäumen, Sträuchern oder Steinen in die Erde gegeben, die Grabpflege übernimmt die Natur.

Bäume und Kristalle aus Asche

Wer sich lieber einen eigenen Baum pflanzen möchte, kann sich einen ganz besonderen Baum heranziehen lassen: es gibt die Möglichkeit, die Asche eines Verstorbenen zusammen mit einer Art Anzuchtsubstrat zu vermengen und darin einen Baum nach Wahl heranwachsen zu lassen. „Unser“ Bestatter im letzten Jahr erzählte mir eine berührende Geschichte von einem jungen Mann, der seine Frau viel zu früh verlor. Er ließ in ihrer Asche eine Magnolie heranziehen, die von da an jedes Jahr in seinem Garten blühte – schon wenn ich darüber schreibe, steigen mir die Tränen in die Augen, weil ich das so wunderschön finde, so traurig es auch ist. Auch diese Art der Bestattung muss “offiziell” im Ausland erfolgen, soweit ich weiß, in den Niederlanden.

Eine weitere besondere Art der Bestattung ist auch die Kristallbestattung, bei der Asche in eine Kristallskulptur eingearbeitet wird, sodass man sie zu Hause an einen besonderen Ort stellen kann. Das läuft auch über die Schweiz. Das, was von der Asche übrig ist, wird dann auch in der Schweiz beigesetzt – die Vorstellung, dass die letzte Ruhestätte dann eine Alpenwiese ist, finde ich auch irgendwie beruhigend.

Je mehr man recherchiert, desto mehr schöne Möglichkeiten findet man, die Erinnerung und Trauer anders zu gestalten als durch einen Grabstein zwischen vielen anderen (wobei das natürlich auch völlig in Ordnung ist und letztlich ohnehin jeder seine eigenen Wünsche dafür hat). Ich finde das wirklich schön, denn Trauer ist etwas Individuelles und sehr Persönliches, fast Intimes. Mit dem Verlust eines geliebten Menschen seinen Frieden zu finden ist ein langer Prozess, der nichts mit Loslassen und viel mit Bewahren und Gedenken zu tun hat. Etwas Wertvolles wie einen Diamanten oder etwas Lebendiges, Natürliches wie einen Baum, in dem ein Teil desjenigen „weiterleben“ kann, dafür zu haben ist für mich eine sehr schöne Vorstellung.

Alternative Bestattung – Informiert Euch rechtzeitig

Was muss man nun tun, wenn man so etwas machen möchte? Nun, es gibt heutzutage schon recht viele Bestatter, die diese oder ähnliche Bestattungsformen anbieten und dies auch ganz offen kommunizieren. Idealerweise informiert man sich vorher und wählt den Bestatter entsprechend aus – denn ist der Auftrag einmal erteilt, ist es schwierig, nochmal umzuschwenken. Die Überführung der Asche ins Ausland übernimmt der Bestatter – und soweit ich weiß, arbeiten die Anbieter von Edelstein-Bestattungen auch nicht nur mit einer bestimmten Auswahl von „Partnern“, sondern theoretisch mit jedem Bestatter zusammen, der daran Interesse zeigt.

Ich finde es wirklich gut, dass es heutzutage, auch dank moderner Technologien, solche Möglichkeiten gibt. Den geliebten Menschen oder den treuen Vierbeiner als Edelstein in einem Ring oder Kettenanhänger immer bei sich tragen zu können, fühlt sich irgendwie gut an. Schön wäre es natürlich, wenn auch das deutsche System sich für solche Alternativen öffnen würde, denn sie schenken den Menschen Trost und machen das Endliche irgendwie weniger endgültig. Dass hier ein Umdenken stattfindet, zeigt eine laufende Studie der Uni Passau, bei der der Umgang mit alternativen Bestattungsmethoden am Beispiel der Aschediamanten erforscht werden soll – auch ich habe hier als Interviewpartner teilgenommen in der Hoffnung, einen Beitrag dazu leisten zu können, dass solche Möglichkeiten zukünftig als legale Alternativen zur “Beerdigung” anerkannt werden.

Ein Ring für den Erinnerungsdiamanten

Nun aber zurück zum Anfang dieses Beitrags: hier noch, wie versprochen, hier noch einige Bilder des Rings mit den Katzenpfoten. Der Erinnerungsdiamant selbst war in Herzform und ein ziemlich großes Exemplar, in einem wunderschönen Orangeton, das der Fellfarbe des Katers entsprach. Das Einsetzen des Diamanten hat dann ein Goldschmied in der Nähe der Kundin übernommen, denn das wertvolle Stück hätte sie keinem Versandunternehmen überlassen wollen – verständlicherweise! Deshalb haben wir später dann noch einige schöne Fotos von dem fertigen Stück erhalten, und so sieht der Ring nun aus:

Das war die Ringschiene, die wir gefertigt haben.

Und so sah der Ring aus, nachdem der Goldschmied der Kundin den Diamant eingesetzt hatte.

Hier nochmal im getragenen Zustand.

Eine würdige Erinnerung für einen prächtigen Kater (der sich übrigens nach wie vor bester Gesundheit erfreut) – und Maine Coones gehören zu unseren Lieblingskatzenrassen, also war das alles mehr als stimmig.

Wie findet Ihr die Idee? Würdet Ihr von Eurem Haustier ein solches Erinnerungsstück fertigen lassen?

Alles Liebe,

Eure Katja

PS: kleiner Hinweis in eigener Sache: dieser Beitrag soll Euch natürlich nicht dazu „anstiften“, eine Ordnungswidrigkeit zu begehen – ich wollte Euch nur über die Möglichkeiten informieren, die man in unseren Nachbarländern hat. Drücken wir die Daumen, dass die Bemühungen der Bestatterverbände, die es in dieser Richtung bereits gibt, fruchten und bald auch das deutsche System solche schönen Bestattungsarten zulässt. Von ersten Ansätzen in dieser Richtung erfuhr ich vor einiger Zeit aus Brandenburg: >> Diamanten aus Totenasche. Bis dahin lasst Euch von Eurem Bestatter gut beraten.

2 replies on “Er lebt jetzt als Diamant weiter

  • Jade Labrenz

    Vielen Dank für den Artikel! Die Geschichte mit dem Magnolienbaum ist so berührend.

    Ich glaube auch, dass es wichtig ist, im Voraus vorbereitet zu sein. Eine Freundin von mir erzählte mir von Möglichkeiten, die Natur als letzte Ruhestätte zu wählen. Sie hat an einer Baumbestattung teilgenommen – es war wunderschön und hat sie tief beeindruckt.

    Antworten
    • FOYA

      Hallo Jade,

      lieben Dank für Ihren Kommentar 🙂 Ja, das mit dem Magnolienbaum ging mir auch echt unter die Haut. Ich finde es schön, dass man heutzutage mehr und mehr Möglichkeiten hat, die Bestattung und die Trauer so zu gestalten, wie es für einen selbst – oder den/die Verstorbenen – am besten passt. Trauer ist einfach so individuell und auch nichts, was man innerhalb weniger Jahre abhakt. Umso schöner, wenn man einen Ort hat, an den man immer wieder zurückkehren mag.

      Alles Liebe,
      Katja

      Antworten

Schreiben Sie eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert